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innenHaus Lange Haus Esters
Der Architekt und Designer Ludwig Mies van der Rohe (1886 – 1969) hat die beiden Villen Lange und Esters im Stil des Neuen Bauens der 1920er Jahre realisiert. Von 1927 bis 1930 wuchs auf freiem Gelände ein heute einmaliges aus Kuben strukturiertes Ensemble. Die Handschrift von Mies van der Rohe ist unverkennbar: Die großen Fensteröffnungen ermöglichen einen Dialog zwischen Architektur und Natur; eine ausgewogene Materialität – verschiedene Hölzer wie Eiche, Nussbaum und Makassar oder Steine wie Backstein und Travertin – verleiht den Häusern einen warmen und persönlichen Charakter; ein technischer wie auch gestalterischer Detailreichtum unterstreicht die Modernität dieser beiden Gesamtkunstwerke. Die Villen mit ihren Gärten stehen seit 1984 und das Gartenhaus der Familie Esters seit 2007 unter Denkmalschutz.
Baustoffe der 1920er Jahre wie zum Beispiel das Dämmmaterial Torfoleum und die vielen individuellen Details und Sonderanfertigungen, vom Schrankknauf bis zum Fensterscharnier, machen den Erhalt des einmaligen Ensembles zu einer kontinuierlichen Herausforderung. Durch eine Privatinitiative Krefelder Bürger und gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen wurden beide Häuser zwischen 1998 und 2000 erstmals umfassend saniert. Zwei Jahre später konnten im Zuge der “Euroga 2002+” auch die Gärten dem ursprünglichen, ebenfalls auf Mies van der Rohe zurückgehenden Konzept wieder angenähert werden.
Ludwig Mies van der Rohe war der letzte Direktor des Bauhauses, das 1919 in Weimar als neue interdisziplinäre Ausbildungsstätte eröffnet wurde. Im Jahr der Fertigstellung der Häuser Lange und Esters 1930 übernimmt Mies van der Rohe die Leitung des Dessauer Bauhauses in zunehmend schwieriger werdenden politischen und ökonomischen Zeiten. Nach dem Umzug 1932 nach Berlin schließt das Bauhaus 1933 unter dem Druck des NS-Regimes und mangels finanzieller Ausstattung.
Das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses im Jahr 2019 gab den Anlass zu einer erneuten umfangreichen Sanierung der Häuser Lange und Esters wie auch der Gärten und des Gartenhauses. Die Sanierung begann 2016 mit der Erneuerung der Heizungsanlagen in beiden Häusern und der Verlegung einer neuen Trinkwasserzuleitung zu Haus Esters. Für die weitere Planung denkmalgerechter Sanierungsmaßnahmen starteten zugleich intensive Quellenstudien und die Begutachtung der baulichen Substanz, begleitet durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR). Die Sanierung sollte unter Wahrung der Originalbausubstanz durchgeführt werden.
Neben dem Gebäudemanagement der Stadt Krefeld betreute das Büro Wrede Architekten BDA, Düsseldorf/Goch, die Gesamtmaßnahme maßgeblich. Während der laufenden Substanzuntersuchungen erfolgte 2017 die Generalsanierung des Gartenhauses von Haus Esters. Das Holzhaus in Rahmenbauweise ist ein frühes Beispiel eines Fertighauses und wurde von den Deutschen Werkstätten Dresden-Hellerau hergestellt. Josef Esters ließ es 1923 auf dem freien Gelände aufstellen, wo es während der Errichtung der Villa blieb und Mies van der Rohe es in sein Gartenkonzept integrierte. Im Wesentlichen wurde das Schieferdach neu eingedeckt und die Regenentwässerung modernisiert. Fenster und Türen wurden ebenso überarbeitet wie die originalen Einbauschränke, -fächer und -klappen.
Ein in späteren Jahren aufgestellter Töpferofen wurde entfernt, um den ursprünglichen Raumeindruck wieder herzustellen. Tragwerk und Gefache erhielten in Teilen eine Aufarbeitung. Das Gartenhaus wurde vollständig gereinigt, gegen Holzschädlinge behandelt und mit Leinölfarbe lackiert. Mit der Schließung der städtischen Museen Häuser Lange und Esters zu Beginn des Jahres 2018 konnten zentrale Maßnahmen der Sanierung beginnen. An den Außenhüllen beider Häuser wurde im Wesentlichen wie folgt vorgegangen: Die Hauptdächer bekamen stellenweise und die Vordächer an den Eingängen eine vollständig neue Abdichtung. Die Regenfallrohre, zentrale Gestaltungselemente von Mies van der Rohe, wurden im gleichen Material Kupfer ausgetauscht. Im Rahmen der Fassadenarbeiten wurden die Rollläden, Fenster- und Türanlagen gewartet, repariert und lackiert.
Hierfür hatten die Substanzuntersuchungen den originalen Farbton ergeben. Auch die Geländer und Brüstungsabdeckungen erhielten eine frische Beschichtung. Die Klinkerfassade wurde partiell schonend und die Terrassen- und Balkonflächen intensiv gereinigt, geschädigtes Mauerwerk neu verfugt. Im Innern der Gebäude lag der Schwerpunkt in den öffentlichen, dem Publikum zugänglichen Bereichen. Der Sanitärbereich im Haus Esters wie auch die barrierefreie WC-Anlage in Haus Lange wurden modernisiert, so dass sie heutigen Standards entsprechen. Die Wand- und Deckenoberflächen erhielten einen neuen Farbanstrich, und die Holzoberflächen der Türen und Einbaumöbel wurden mit Lack aufgearbeitet.
Für den Raumeindruck ist das Parkett von zentraler Bedeutung. Die Originalsubstanz des Parketts sollte erhalten werden. Es bestand jedoch die Gefahr, dass durch einen Schliff die furnierten Oberflächen Schaden nehmen. So wurde ein alternativer, die Substanz schonender Behandlungsweg eingeschlagen: Nach verschiedenen Versuchen entschied man sich für ein geeignetes Beizmittel, mit dem der Oberflächenlack gelöst und zur weiteren Instandsetzung des Bodens abgezogen werden konnte. Nach der Restaurierung der Holzoberflächen wurde das Parkett neu eingeölt und erhielt als Oberflächenabschluss eine Wachsschicht.
Zusätzlich zur Sanierung der Häuser wurde auch die Gartenanlage überarbeitet. In den Außenflächen wurde die Beleuchtung erneuert, die Wege vom Bewuchs befreit, geschottert und die Einfassungen überarbeitet. Verluste im Baumbestand durch Sturm oder Krankheit wurden aufgeforstet und die Pflasterflächen instandgesetzt.
Für die Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen waren rund 1.040.000 Euro veranschlagt. Die Finanzierung unterstützte das Zukunftsinvestitionsprogramm 2015 (ZIP) des Bundes „Nationale Projekte des Städtebaus“, so dass die Sanierung durch eine Förderung von 66,67% möglich wurde.
Sylvia Martin