Haus Lange Haus Esters

Prolog Mixed Reality
17.03.–14.04.2019

Haus Lange bewahrt viele Geschichten, Erinnerungen wie auch architektonische Ablagerungen. Ende der 1920er Jahre schuf Ludwig Mies van der Rohe die Villa als reale Variante seines Entwurfs eines Landhauses in Backstein – eine Vision, die lediglich als Zeichnung existiert. Mit dem Haus Lange gestaltete er in Krefeld einen Ort der Erfahrung von Raum und Zeit, von Architektur und Natur. Als 1930 die Familie Lange einzog, füllten sich die Räume mit alltäglichem Leben. Das Privathaus wurde schließlich 1955 zu einem öffentlichen Museum. Zahlreiche Künstler*innen und Designer*innen haben sich seither mit diesem besonderen Haus auseinandergesetzt und Kunst für den Ort geschaffen.

Diese wechselvolle Geschichte des Hauses kann in vielen Publikationen nachgelesen werden. Geführte Touren durch das Haus vermitteln unterschiedliche Aspekte des Ortes und fordern dabei die Vorstellungskraft heraus. Mit der Mixed Reality, einer computergestützten Erweiterung der Realitätswahrnehmung, werden erstmals einige Geschichten des Hauses auf neue, technisch innovative Weise erzählt. Die Augmented Reality fügt dabei dem tatsächlichen Raum virtuelle Einblendungen und Überlagerungen hinzu. Mittels einer HoloLens erscheinen beispielsweise Kunstwerke im Raum, die sich 1930 tatsächlich an diesen Stellen im Haus befunden haben, oder ein Möbel wird sichtbar, das es schon lange nicht mehr an diesem Standort gibt. Die Projektionen erscheinen in einem geometrischen Sichtfeld, das die Künstlichkeit der gemischten Realität und die Grenzen der technischen Möglichkeiten aufzeigt.

Dennoch vermag die Augmented Reality mit traditionellen Vorstellungen von einem homogenen Raum und einer linearen Zeit zu brechen. Der Träger der Brille befindet sich im realen Haus und in der virtuellen Wohnsituation von 1930. In der Halle erscheint eine Möbelinsel, die Mies van der Rohe und Lilly Reich zwar geplant hatten, die aber niemals umgesetzt wurde – der Besucher der Augmented Reality bewegt sich also auch in einer Utopie.

Ausst. Anders Wohnen. Entwürfe für Haus Lange Haus Esters, Krefeld, 2019  
Augmented Reality für Haus Lange, ausgeführt von Cognitas  
Photo: Dirk Rose
Ausst. Anders Wohnen. Entwürfe für Haus Lange Haus Esters, Krefeld, 2019
Augmented Reality für Haus Lange, ausgeführt von Cognitas
Photo: Dirk Rose
Augmentierte Möblierung von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich für die Halle im Haus Lange
Augmentierte Möblierung von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich für die Halle im Haus Lange
Ausst. Anders Wohnen. Entwürfe für Haus Lange Haus Esters, Krefeld, 2019  
Augmented Reality für Haus Lange, ausgeführt von Cognitas  
Photo: Dirk Rose
Ausst. Anders Wohnen. Entwürfe für Haus Lange Haus Esters, Krefeld, 2019
Augmented Reality für Haus Lange, ausgeführt von Cognitas
Photo: Dirk Rose
Augmentierte Skulptur Die Badende von Wilhelm Lehmbruck, Privatsammlung
Augmentierte Skulptur Die Badende von Wilhelm Lehmbruck, Privatsammlung
Ausst. Anders Wohnen. Entwürfe für Haus Lange Haus Esters, Krefeld, 2019  
Augmented Reality für Haus Lange, ausgeführt von Cognitas  
Photo: Dirk Rose
Ausst. Anders Wohnen. Entwürfe für Haus Lange Haus Esters, Krefeld, 2019
Augmented Reality für Haus Lange, ausgeführt von Cognitas
Photo: Dirk Rose

Als im Sommer 2016 das Augmented-Reality-Spiel Pokémon Go unzählige Gamer weltweit von ihren heimischen Computern ins Freie und in den öffentlichen Raum lockte, stellte vor allem das Smartphone die Verbindung zwischen Wirklichkeit und Virtualität her. Mit einer HoloLens verdichtet sich die Mensch-Maschine-Kombination. Die uralte Maschinengläubigkeit lässt den Fortschritt in eine gemischt konstruierte Realität verheißungsvoll erscheinen. So findet die Augmented Reality in vielen Bereichen Anwendung – von der Industrie bis zur Medizin, von der Neuro-, Informations- bis zur Biotechnologie. Auf die eine oder andere Weise werden dabei die geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Menschen gesteigert. Von einer solchen technischen Verbesserung des Menschen wird unser aktuelles utopisches Denken wesentlich bestimmt. Ungewiss ist im Moment jedoch, wie ein solcher Transhumanismus eine Gesellschaft beeinflusst, ob er auf drängende soziale Herausforderungen eine Antwort hat und welche Versprechen er tatsächlich einzulösen vermag.

Sylvia Martin