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Anders Wohnen
Christopher Kulendran Thomas in Zusammenarbeit mit Annika Kuhlmann
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„Your Home, Everywhere. The Future of Global Living“: Mit diesem Slogan wirbt New Eelam, ein von dem Künstler Christopher Kulendran Thomas in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Annika Kuhlmann ins Leben gerufenes und seit Jahren kontinuierlich fortgeführtes künstlerisches Projekt. Im Bewusstsein der Rolle, die der Kunstbetrieb in den globalen, die Städte weltweit verändernden Prozessen spielen kann, bedient sich New Eelam des Potentials künstlerischer Ansätze, strukturelle Änderungen und konkrete Visionen für die Gesellschaft zu entwickeln. Das langfristig angelegte Kunstwerk in Form eines Technologie-Immobilien-Startups entwirft ein neues Modell einer Genossenschaft für den Weltbürger: house sharing auf globaler Basis. Ein interdisziplinäres Team um Thomas und Kuhlmann arbeitet an einem digitalen Subkriptionsmodell, das überall auf der Welt flexiblen Zugang zu preiswertem, attraktivem Wohnraum ermöglichen soll.
New Eelam gleicht einer Umsetzung von Thomas Morus philosophischem Roman Utopia (1516) in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung. Das Zusammenleben in Morus’ idealem Inselstaat basiert unter anderem auf der Abschaffung von Privateigentum. In Zeiten zunehmend geforderter Flexibilität bei immer stärker steigenden Wohnungspreisen stellt New Eelam ein Modell von house sharing vor, das es ermöglichen könnte, durch ein globales Netzwerk von geteiltem Wohneigentum überall zuhause zu sein, unabhängig von Staatsbürgerschaft.
Wie stark das neue Wohnkonzept nicht nur mit alternativen Lebensmodellen, sondern mit dezidiert politischen Fragen verbunden ist, verdeutlicht auch der Sci-Fi Dokumentarfilm 60 million Americans can’t be wrong, der die politischen und historischen Grundlagen von New Eelam skizziert: Der Name Eelam bezieht sich auf die tamilischen Wurzeln der Familie des Künstlers; um die Unabhängigkeit des einst selbstverwalteten Tamil Eelam im Nord-Osten Sri Lankas wurde jahrzehntelang ein blutiger Bürgerkrieg geführt. Doch welche gesellschaftlichen Ordnungen könnten sich heute jenseits von Staatsgrenzen und nationaler Zugehörigkeiten etablieren?
„Das Gedankenexperiment hinter New Eelam besteht in der Frage, wie ein selbst verwalteter Staat aussehen könnte, der sich als global verbundenes Netzwerk verstünde, statt als territorial gebundene Nation.“ (Christopher Kulendran Thomas) In Haus Lange wird New Eelam in einem futuristisch anmutenden Interieur präsentiert, das unterschiedliche Fragmente der Arbeit zusammenbringt. Die Malerei mit integriertem Bartresen ist eine der prägenden Arbeiten der Installation für die 9. Berlin Biennale (2016) und wird erstmals zusammen mit 60 million Americans can’t be wrong gezeigt. Eine Biosphäre aus der Serie When Platitudes Become Form enthält ein Kunstwerk aus Sri Lankas bedeutendster Galerie für zeitgenössische Kunst, die unmittelbar nach Ende des Bürgerkriegs in Colombo eröffnete. Die eigens für die Ausstellung konzipierte Serie neuer Micro-Videos beleuchtet in prägnanten Argumenten alternative ökonomische Modelle jenseits nationaler Grenzen.
Die Werke von Christopher Kulendran Thomas (*
1979 in London, Großbritannien, lebt und arbeitet in London) wurden unter anderem auf der 11. Gwangju Biennale, der 9. Berlin Biennale, im Museum of Contemporary Art, Chicago, der New Galerie, Paris und der Tate Liverpool gezeigt. Kommende Einzelausstellungen umfassen das Institute for Modern Art, Brisbane und eine von der V-A-C Foundation für die Venedig Biennale in Auftrag gegebene Installation. Thomas ist Gründer und Geschäftsführer von New Eelam (new-eelam.com).
Die Kuratorin Annika Kuhlmann (*
1983, lebt und arbeitet in Berlin und London) arbeitet hauptsächlich auf Basis langfristiger Kooperationen. Als Kreativdirektorin von New Eelam hat sie Präsentationen für die 9. Berlin Biennale, die 11. Gwangju Biennale, den Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin, die Tensta konsthall in Stockholm und das Museum of Contemporary Art Chicago entwickelt. Kuhlmann ist Kuratorin am Schinkel Pavillion, Berlin.
Magdalena Holzhey